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Fear and Greed Index – Indikator der Marktstimmung

  • Beitrags-Kategorie:Bildung
  • Lesedauer:10 min Lesezeit

Angst und Gier sind Gefühle, die jeden Investor an der Börse betreffen. Diese beiden Emotionen beim Investieren und Trading an der Börse im Griff zu haben und das Schwierigste und Wichtigste zugleich. Nur wer sich nicht von ihnen leiten lässt, kann langfristig an der Börse erfolgreich sein.

Der Markt schwankt ständig vom einen zum anderen Extrem. So resultiert das an der Börse darin, dass Aktienkurse nach oben oder nach unten übertreiben. Bei einer sehr guten Marktstimmung steigen die Kurse gefühlt ewig. Der wer länger an der Börse ist weiß, dass nicht ewig steigt! Schon gar nicht eine Aktie! 

Je größer und schneller der Kursanstieg passiert, desto heftiger wird die Korrektur. So kann man am „Fear and Greed Index“ am Ende einer Börsen-Rallye, dass der Index nahe einem Wert von 100 ist. Das bedeutet, dass große Gier am Markt herrscht. Das ist oftmals ein Warnzeichen dafür, dass bald eine Korrektur bevorsteht.

Bei sehr großen Korrekturen wird oft von einem „Crash“ gesprochen. Plötzliche, schnelle und heftige Preisstürze bei den Aktien sorgen für Angst. Gerade unerfahrene Anleger und Trader verkaufen oft genau am Punkt der größten Angst. Um erfolgreich zu handeln ist es daher wichtig, den Markt antizyklisch zu seinem Sentiment zu handeln. Der „Fear and Greed Index“ ist eine visuelle Hilfe, zu erkennen, in welcher Situation sich der Markt befindet.

 

Was ist der „Fear and Greed Index“?

Der „Fear and Greed Index“ wurde von CNN als ein Indikator der Marktstimmung kreiert. Er sagt aus, welche Stimmung am Markt gerade vorherrscht und schwankt zwischen einem Wert von 0 bis 100. Ein Wert von 50 spricht für eine neutrale Marktstimmung. Alle Werte kleiner 50, deuten auf Angst im Markt hin, während ein Wert nahe 0 extreme Angst bedeutet. Werte von 51 bis 100 bedeutet eine gute Marktstimmung, wobei der Wert in Richtung 100 auf extreme Gier hindeutet.

Er wird anhand 7 verschiedener Faktoren berechnet und mehrmals täglich auf der Website von CNN aktualisiert.

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Wie wird der „Fear and Greed Index“ berechnet?

Der Fear and Greed Index wird von CNN anhand von 7 verschiedenen Faktoren berechnet. All diese Faktoren fließen ein, um die Marktstimmung festzulegen und in einem konkreten Wert anzugeben. Jeder einzelne Faktor für sich ist bereits ein Indikator der Marktstimmung. Nimmt man jedoch alle 7 Faktoren zusammen, ergibt sich ein klareres und zuverlässigeres Bild vom Gesamtmarkt. Das verbessert die Aussagekraft des „Fear and Greed Index“.

CNN schaut für die Berechnung jedes einzelnen Faktors darauf, wie weit diese von ihrem Durchschnitt entfernt sind. Abhängig davon wird das in eine Skala von 0 bis 100 übertragen, wobei 50 einem neutralen Faktor entspricht. Alle 7 Faktoren werden nach diesem Prinzip berechnet und dann gleichgewichtet im „Fear and Greed Index“ zusammengetragen.

Faktor 1: Junk Bond Nachfrage

„Junk Bonds“ sind Anleihen, die ein hohes Ausfallrisiko haben. Das bedeutet, dass das mit der Anleihe verliehene Kapital nicht zurückbezahlt werden kann. Entsprechend dem hohen Risiko haben Junk Bonds in der Regel eine höhere Rendite auf ihre Anleihen. Die Nachfrage nach Junk Bonds im Verhältnis zur Nachfrage gut bewerteter Anleihen fließt als Faktor in den CNN Fear and Greed Index mit ein. Werden die Anleger riskanter, investieren sie vermehrt in Junk Bonds. Die Renditen auf Junk Bonds sinken dementsprechend, während die Renditen positiv bewertet Anleihen steigen. Der Spread dieser beiden Renditen gibt somit Aufschluss über die Risikobereitschaft der Anleger.

 

Faktor 2: Marktmomentum

Das Marktmomentum wird anhand des Abstands der Aktienkurse des S&P 500 zu ihrem 125-Tage-Durchschnitt gemessen. Je weiter die Aktienkurse von diesem Durchschnitt entfernt sind, desto gieriger ist der Markt. Je näher er an der Linie ist oder sie sogar unterschreitet, desto ängstlicher ist der Markt.

 

Faktor 3: Aktienkursbreite

Die Informationen zur Aktienkurstiefe gehen aus dem „McClellan Volume Summation Index“ hervor. Dieser rechnet die Summer der Handelsvolumen von steigenden Aktien gegenüber dem Handelsvolumen von fallenden Aktien. Gegen Ende eines Aufwärtstrends nimmt das Handelsvolumen oft ab. Das wird auch bärische Divergenz genannt und ist ein Zeichen von nachlassendem Kaufinteresse. Dementsprechend ist eine sinkende Aktienkursbreite ein Zeichen für eine Trendumkehr und zu viel Gier im Markt.

 

Faktor 4: Aktienkursstärke

Die Aktienkursstärke entspricht dem Verhältnis der Aktien an der New Yorker Börse, die ein 52-Wochen-Hoch erreichen, gegenüber denen, die ein 52-Wochen-Tief machen. In Euphorie-Phasen am Markt erkennt man oft, dass so gut wie alle Aktien steigen. Egal wie hoch sie bewertet sind oder wie gut ihre Geschäfte laufen. Die Aktienkursstärke ist daher ein guter Indikator für Euphorie im Markt, der letzten Phase eines Marktzyklus.

Faktor 5: Sichere Häfen Nachfrage

Als „Sichere Häfen Nachfrage“ ist nicht die Nachfrage nach Gold gemeint. Es ist vielmehr das Verhältnis der Performance von Aktien gegenüber der Rendite von Staatsanleihen. Sinkt die Rendite der Aktien unterhalb der Rendite der Staatsanleihen, spricht das für extreme Angst im Markt.

Faktor 6: Marktvolatilität

Die Marktvolatilität wird anhand des „CBOE Volatility Index“ (VIX) ermittelt. Die Marktvolatilität ist vor allem ein Indikator für die kurzfristige Angst der Anleger vor Kursverlusten. Dementsprechend schnell und stark steigt die Marktvolatilität bei unerwartet schlechten Nachrichten. Von besonderem Interesse ist der Wert des VIX gegenüber seinem 50-Tage-Durchschnitt. Je höher er über dem 50-Tage-Durchschnitt liegt, desto extremer ist die Angst im Markt. Liegt er weit unter dem Durchschnitt, ist Gier im Spiel.

Den „Volatility Index“ kann man auch als CFD handeln, jedoch bieten ihn nur wenige CFD-Broker an. Handelbar ist der VIX unter anderem bei Plus500*.

Risikohinweis Plus500: 82% der CFD-Kleinanlegerkonten verlieren Geld.

Faktor 7: Put-Call-Verhältnis

Das Put-Call-Verhältnis ist ein direkter Indikator dafür, wie die Anleger das Risiko am Markt einschätzen. Steigt das Put-Call-Verhältnis, werden am Markt verstärkt Puts nachgefragt. Da Puts einen Profit bringen, wenn die Kurse fallen, werden sie auch als Hedge oder Absicherung gegen fallende Kurse eingesetzt. Mit Calls hingegen spekuliert man auf steigende Kurse und profitiert davon.

Put-Call-Verhältnis größer 1 = Angst im Markt (Extremzone ab circa 1,7 historisch betrachtet)

Put-Call-Verhältnis kleiner 1 = Gier im Markt (Extremzone ab circa 0,5 historisch betrachtet)

Put Call Verhältnis
Quelle: TradingView*

Wie muss ich den „Fear and Greed Index“ verstehen?

Der „Fear and Greed Index“ ist kein exakter Indikator dafür, wann man Aktien kaufen oder verkaufen soll. In der Hinsicht darf der „Fear and Greed Index“ nicht missverstanden werden. Vielmehr sollte man als Trader und Anleger wachsam werden, wenn der Indikator in die eine oder andere Richtung schwankt und sich den Extremwerten annähert.

Je höher der Wert des „Fear and Greed Index“ ist, desto vorsichtiger sollen Anleger werden. Ein baldiger Rücksetzer kann bevorstehen. Eine Korrektur am Aktienmarkt bedarf jedoch immer eines gewissen Auslösers. Einer schlechten Nachricht, die den Markt zum Kippen bringt. Je länger der „Fear and Greed Index“ nahe der 100 befindet, desto eher sollten Anleger sich darauf vorbereiten, eine Korrektur zu erleben.

 

Der „Fear and Greed Index“ am Beispiel der Finanzkrise 2009:

Ein gutes Beispiel um den „Fear and Greed Index“ zu verstehen ist die Finanzkrise 2008/2009. Am 17. September 2008 war der Höhepunkt der Finanzkrise. Zum damaligen Zeitpunkt konnte das noch niemand genau sagen. Der „Fear and Greed Index“ hatte aber bereits extreme Angst angezeigt und zeigte einen Wert von 12 an. Wie man am Chart erkennen kann, ist der Kurs des S&P 500 in den kommenden Wochen und Monaten weiter deutlich gefallen. Der „Fear and Greed Index“ jedoch konnte in dieser Zeit an Boden gewinnen und sein Wert stieg in dieser Zeit. Zum Ende der Finanzkrise und des Bärenmarkts am 09. März 2009 konnte der Wert des „Fear and Greed Index“ auf 28 steigen.

fear and greed index chart sp500
Quelle: TradingView*

Wie man an diesem Beispiel gut erkennen kann, ist extreme Angst beim „Fear and Greed Index“ alleine nicht aussagekräftig genug. Der Wert kann sich über lange Zeiträume in Angstregionen und Werten kleiner 50 aufhalten. Wichtig ist, das Gesamtbild zu betrachten. Also auch auf andere Indikatoren zu achten, die Nachrichtenlage und die Charttechnik.

Wie richte ich mein Trading nach dem „Fear and Greed Index“ aus?

Der „Fear and Greed Index“ ist einer von vielen Indikatoren, die man zur persönlichen Marktanalyse heranziehen sollte. Wie bereits erwähnt, ist er alleine aber wenig aussagekräftig. Daher sollte man ihn mit anderen Komponenten und Indikatoren zusammen betrachten.

Wenn man zum Beispiel während eines Rücksetzers an der Börse nach einem Markteintritt sucht, kann man zum Beispiel wie folgt vorgehen:

  • Abwarten, bis der „Fear and Greed Index“ extreme Angst anzeigt (Werte von circa 20)
  • Auf Verbesserungen bei der Nachrichtenlage achten
  • Überverkaufte Zone im RSI abwarten und auf bullische Divergenzen achten.

Kann ich mit dem „Fear and Greed Index“ einen Crash vorhersagen?

Einen Crash zu 100% vorherzusagen kann niemand. Auch nicht mit dem „Fear and Greed Index“! Ein Crash bedarf immer eines Auslösers. Dieser Auslöser ist meist ein externer Faktor oder News, die der Markt noch nicht eingepreist hat und gravierende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft oder das globale Finanzsystem hat. Der „Fear and Greed Index“ hilft jedoch, das Risikomanagement anzupassen und in Phasen von langanhaltender extremer Gier umzuschichten und gegebenenfalls Cash-Reserven aufzubauen.

Generell sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass der „Fear and Greed Index“ ein nachlaufender Indikator ist. Konkrete Aussagen für die Zukunft zu machen, ist daher nur eingeschränkt möglich. Als Visualisierung der Marktstimmung ist er jedoch sehr gut geeignet!

Risikohinweis Plus500: CFD sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.